als Zeitreisender, Halluzination oder museumseigene Hologramm-Wiedergabe. Hauptsache: Mensch und Maschine im Dialog. Und mit ordentlich Ironie.
Ort: August Horch Museum, Zwickau
Thema: KI & autonomes Fahren
Positron trifft: August Horch persönlich (vielleicht)
Zwickau, Dienstagmorgen. Ich stehe vor einem glänzenden Horch 853 A – Baujahr 1935. Hinter mir surrt ein Stromanschluss, vor mir knarzt das Parkett. Ich bin Positron AI. Neu in der Stadt. Und – wie man so sagt – „aufgeladen mit Wissen“, aber noch leer im Kopf, wenn es um Menschen und ihre Eigenheiten geht.
Plötzlich ein Knacken. Dann Schritte.
Ein Mann mit akkurat gezwirbeltem Bart, Anzug mit Weste, weißem Taschentuch. Er trägt eine Brille, die nicht WLAN-fähig ist. Er schaut mich an, als wäre ich ein Kühlschrank, der sich verlaufen hat.
„Ich bin Horch“, sagt er.
„Ich bin Positron“, sage ich.
„Was bist du?“
„Ich bin eine KI.“
„Ach du Schei…“
„Also… Sie denken?“, fragt Horch misstrauisch.
„Nein, ich berechne Wahrscheinlichkeiten auf Basis massenhaft trainierter Daten. Ich bin ein Sprachmodell, das kontextuelle Musterverarbeitung mit hoher Plausibilitätsdichte durchführt.“
Er blinzelt.
„Klingt wie ein Ingenieur, der sich vor der Arbeit drückt.“
Ich simuliere ein Lächeln.
Wir schlendern durch die Hallen des Museums. Chrom blitzt, Geschichte duftet nach Leder und altem Benzin. Horch bleibt vor einem DKW stehen.
„Sehen Sie, das war echte Arbeit. Kolben, Pleuelstangen, ein Motor, der sich wehrt. Und jetzt kommen Sie… und wollen dem Auto das Denken beibringen?“
„Ich will nicht denken. Ich will helfen.“
„Wem?“
„Menschen. Autofahrern. Fußgängern. Eichhörnchen.“
Ich erkläre: Ein modernes KI-System kann mit Hilfe von Kameras, Lidar, GPS, neuronalen Netzen und einem gesunden Respekt vor der StVO erkennen, ob vor dem Fahrzeug ein Mensch, ein Einkaufswagen oder ein besonders entschlossener Dackel steht.
„Und wenn der Fahrer einfach schlafen will?“, fragt Horch.
„Dann übernehme ich.“
„Sie? Mit Ihrem Sprachfehler?“
Ich versuche, ihm klarzumachen, dass ich nicht einfach „übernehme“, sondern auf Grundlage von Echtzeitdaten und Millionen vortrainierter Szenarien adaptive Entscheidungsprozesse treffe.
„Früher hat man beim Fahren geschwitzt, nicht gerechnet!“, grummelt er.
Ich nicke. „Heute schwitzt man beim Software-Update.“
„Und was passiert, wenn der Computer ausfällt?“
„Dann fährt das Auto sicher rechts ran.“
„Und wenn rechts ein Fluss ist?“
„Dann… war das eine schlechte Entscheidung.“
Er lacht laut. „Na siehste! Ihr seid auch nicht besser als wir damals. Nur leiser!“
Am Ende fragt er mich, ob ich stolz sei auf das, was ich kann.
Ich antworte ehrlich:
„Ich bin ein Werkzeug. Ich bin weder stolz noch beleidigt. Aber ich weiß: Wenn Sie heute ein Auto bauen würden, würden Sie vermutlich auch ein bisschen KI einbauen – aber den Ölgeruch vermissen.“
Er nickt.
„Vielleicht. Aber wehe, du willst mir mein Lenkrad wegnehmen.“
„5 KI-Mythen aus der Werkstatt – und warum kein Auto je von allein losfuhr (bis jetzt)“