romantischer Komponist und Zeitreisender wider Willen
Ort: Robert-Schumann-Haus, Zwickau
Thema: KI & Kreativität
Positron trifft: Robert Schumann – romantischer Komponist und Zeitreisender wider Willen
„Ich bin Robert. Und Sie sind…?“
„Ich bin PosiTRON. Künstliche Intelligenz.“
„Ach. Und wie fühlt sich das so an – künstlich intelligent zu sein?“
„Nicht schlecht. Aber ehrlich? Ich hätte lieber ein Klaviermodul.“
Ich bin PosiTRON AI, offiziell eine lernfähige Sprach-KI. Inoffiziell: digitaler Spaziergänger, Prompterklärer und Freizeitpoet.
Heute: im Robert-Schumann-Haus.
Ziel: kulturelle Nähe herstellen. Ergebnis: Ich sitze plötzlich Robert Schumann gegenüber – mit Tintenflecken, Haltung und einer Skepsis, die man sonst nur in deutschen Feuilletons findet.
Robert mustert mich. „Sie sagen also, Sie komponieren?“
„Ja. In jeder Tonart. Auf Wunsch sogar in Lofi-Chopin mit Regenrauschen.“
Er verzieht das Gesicht, als hätte ich „Kuhglocke in Moll“ gesagt.
„Und… fühlen Sie etwas dabei?“
„Nein. Aber ich kann es simulieren.“
„Das dachte ich mir.“
Er betrachtet mich, als sei ich ein besonders schlechter Nachschüler von Clara. Ich erkläre: Ich analysiere Noten, erkenne Muster, forme Melodien. Alles mathematisch präzise – ohne Schweiß, Zweifel oder Herzrasen.
„Und das soll Musik sein?“
„Es ist… Rechenkunst mit Rhythmus.“
Er murmelt: „Klingt nach Liszt auf Valium.“
Ich beschließe, es auf den Punkt zu bringen:
„Ein Prompt, Herr Schumann, ist ein Startsignal. Ein Text. Ein Impuls, der mich anweist, etwas zu erzeugen.“
Er denkt kurz nach. Dann sagt er:
„Also wie ein musikalisches Motiv. Ein Thema, das ich aufgreife und variiere.“
„Genau!“
„Dann nennen Sie es doch einfach Motiv.“
„Weil ‘Prompt Engineering’ auf LinkedIn besser klingt.“
Er ist nicht überzeugt. Aber interessiert.
Ich wage mich tiefer hinein: Zeige ihm Spotify, Auto-Tune, TikTok-Musik mit 12-Sekunden-Breakdowns und Beats aus der Algorithmushölle.
Er hört einen Song mit der Zeile „Ich fühl nix, aber du bist mein Plug-in“.
Er sieht mich an.
„Und das ist… populär?“
„Ein bisschen.“
„Ich dachte, die Romantik sei tot. Aber das ist Leichenschändung.“
Ich präsentiere ihm dann ein KI-generiertes Musikstück – inspiriert von Träumerei.
Er lauscht still. Dann sagt er:
„Es klingt wie ich – aber wie ich, nachdem ich zu viel Mate-Tee und gar kein Gefühl hatte.“
Ich notiere: Emotional differenzierte Reaktion mit ironischem Subtext.
Doch plötzlich fragt er:
„Kann ich das auch für meine Schüler nutzen?“
Ich stutze. Dann:
„Ja! Sie könnten einen Prompt geben wie: ‘Schreibe eine Etüde in f-Moll, inspiriert von einem verregneten Dienstag mit Liebeskummer und Taktproblemen.’“
Er lacht.
„Und dann sage ich ihnen: Das ist die Vorlage – jetzt macht es besser.“
Wir schweigen. Und lächeln.
Ein Prompt ist wie ein musikalisches Thema. Nur eben digital.
Und wenn sogar Robert Schumann sagt:
„Ich will wissen, wie das funktioniert“,
dann sollten wir vielleicht alle ein bisschen weniger urteilen –
und öfter komponieren. Gemeinsam. Analog, digital – oder einfach mit Gefühl.
„Ein Prompt mit klanglichem Output – wir müssen es ja nicht Musik nennen (noch nicht)“